Kritik - Vilsbiburger Zeitung - Uli Köppen

Hundegeschichte, die zu Tränen rührte

Szensiche Vorlesung "Krambambuli" als nostalgisches Theatererlebnis

Als man am Sonntagvormittag, aus gleißendem Sonnenlicht kommend, den Kinosaal im LichtSpielberg in Vilsbiburg betrat,  konnte man sich zunächst nicht so recht in jene Zuhörerstimmung hineinversetzen, die für die Matinee von "Krambambuli" nötig gewesen wäre, das die Theatergruppe "Nicht nur für Kinder-Theater" inszeniert hatte. Eine szenische Vorlesung einer Hundegeschichte, die zu Tränen rührt - dies wollte nicht zu der Wärme eines Spätsommertages passen, sondern vielmehr in den Hintergrund eines wohlig bullernden Kachelofens zu bitterkalter Winterzeit.

Doch schon als man den scheinbar uralten Großmutterstuhl erblickte, der seines Erzählers harrte, eine Leselampe, die sogleich die Atmosphäre in anheimelndes Licht tauchen sollte, fühlte man sich sonderbar zurückversetzt in eine Zeit, in der einem die Großeltern wunderbare Märchen erzählten, die Schauer des Wohlbehagens über den kleinen Rücken jagten.

Die Zuhörer hatten nicht lange zu warten, denn schon öffnete sich der imaginäre Vorhang und der Erzähler Gerhard Limmer nahm in Begleitung eines Hundes neben dem Beistelltisch mit der weiß-blau geblümten Teetasse Platz. Wie zufällig ließ er seinen Blick über die neben ihm liegende Literatur schweifen, griff ein Buch heraus. Gedankenverloren und wie zu sich selbst sprechend stellte er dem Publikum in Kurzfassung den Lebenslaut der Autorin Freifrau von Ebner- Eschenbach vor, die 1886 die Hundegeschichte des Krambambuli in ihren Dorf- und Schlossgeschichten verarbeitet hatte. Und während es sich der Hund seufzend auf dem Flickenteppich bequem machte, fing Gerhard Limmer an;  mit ruhiger Stimme die Geschichte jenes Hundes zu erzählen, die im Hintergrund auch die damalige Problematik der Wilderei berührt.

Im Vordergrund der Handlung stehen die Schicksale des Hundes und seines Herren, des Förster Hopp, die zunächst in tiefer Freundschaft zusammengeführt und schließlich durch den Stolz des Försters in einem traurigen Ende getrennt werden.

Das Zusammenwachsen von Hund und Förster, die gemeinsam erlebten Heldentaten im Wald und der Wendepunkt der Handlung, in dem sich Hund und Herr voneinander abwenden, wurden anschaulich durch die eingespielten Szenen der Theatergruppe "Nicht nur für Kinder-Theater" dargestellt und durch die melodischen Harfenklänge von Gertrud Seisenberger  stimmungsvoll untermalt. Am Ende der Vorstellung,  als das Bild des treu ergebenen Hundes, der, durch den Stolz seines Herren zurückgewiesen, demütig auf der Türschwelle des Försters verendet, heraufbeschworen wurde, ließen sich einige Zuschauer ein paar wehmütige Tränen nicht nehmen.

Beim Verlassen des Kinosaals hingen viele Besucher still ihren Gedanken nach. Man konnte sich nur schwerlich jener nostalgisch angehauchten Erinnerung an seine Kindertage entziehen, in denen das Geschichten erzählen noch etwas ganz Besonderes war.

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